Oberhausen.
Krake Paul ist tot. Das weltberühmte WM-Orakel ist in der Nacht gestorben. Die Aquariums-Leitung spricht von einem natürlichen Tod. Paul wurde etwa drei Jahre alt. Sein Nachfolger soll nächste Woche vorgestellt werden.
Die Nachricht ging am Dienstag um die Welt: Paul ist tot. „Er starb in der Nacht friedlich und eines natürlichen Todes“, vermeldete die Pressestelle des Sea Life. Ja, um Himmels Willen: Nicht nur wir Oberhausener, sondern Menschen aller sieben Kontinente werden doch schwer hoffen, dass der Orakel-Oktopus friedlich entschlummerte. Und nicht in einer Paella-Pfanne landete. Partnerschaft mit der spanischen Tintenfischstadt Carballino hin oder her.
Der gute alte Paul ist also nicht nur sanft in die ewigen ozeanischen Jagdgründe hinüber geglitten, er ruht jetzt in Frieden auf Eis. Aber das macht ja nichts, so lange ihm so viel Herzenswärme seiner Verehrer entgegengebracht wird. Und in die Herzen der Menschen orakelte sich der Oktopus bei der Fußball-WM dieses Jahres. So lässt das Ableben des Kraken auch das Stadtoberhaupt, Klaus Wehling, nicht kalt. Der Oberbürgermeister reagierte umgehend mit einem kurzen, knackigen Nachruf: „Ein schwerer Schlag für Oberhausen und den Weltfußball. Krake Paul ist tot. Wer soll jetzt die nächsten WM-Siege richtig vorhersagen? Vielleicht hat diese große Verantwortung, die Orakel Paul übernommen hat, ihn überlastet. Ich hoffe sehr, dass er seine seherischen Fähigkeiten ausreichend vererbt hat.“
„Der Tod von Paul rührt uns alle“, sagt auch Tanja Munzig, Pressereferentin des Sea Life. Tintenfisch hin, Tintenfisch her. Paul war eben etwas Besonderes, nicht zuletzt eine begnadete Werbe-Ikone. Ein Tintenfisch, der einfach nur ganz Meerestier war. Voller Unschuld öffnete er seine Plexiglas-Behälter. Den Blick fest auf das Naheliegende, das Existenzielle gerichtet, die Muscheln. Was interessierte ihn schon Ruhm. Keinen Deut. Und so wurde Paul völlig ahnungslos zum Tintenfisch der Herzen.
Deshalb hängen am Sea Life die Fahnen jetzt auf Halbmast. Deshalb trugen die Mitarbeiter kleine schwarze Schleifen an der Kleidung. Deshalb wurde ein Kondolenzbuch ausgelegt. Und deshalb wird Paul nicht wie Dornröschen die nächsten 100 Jahre schlafen — in diesem unterkühlten Zustand. Er wird eingeäschert. Kommt in eine Urne. „Wir werden die Urne den Besuchern präsentieren“, sagt Munzig. Und ja, es wird einen richtigen kleinen Paul-Gedenk-Altar geben. Mit einem kleinen Denkmal sowie den Acrylboxen, aus denen Paul während der WM seine geliebten Muschel-Leckerbissen fischte.
Doch das Leben geht weiter. Der Tod Pauls ist nicht das Ende der Welt. Ganz gemäß des Spruchs „Der König ist tot, es lebe der König“ sitzt bereits ein kleiner Nachfolger-Paul in den Startlöchern. Er wird nächste Woche das Becken seines großen, großartigen Vorgängers beziehen. „Eigentlich sollte der kleine Paul noch vom großen Paul lernen“, bedauert Munzig. Jetzt muss das künftige Orakel ganz allein seinen Weg in die Welt der Vorahnung finden. Für die es absolut keine Straßenkarten gibt.
„Wir sind Paul“ haben die Mitarbeiter des Sea Life auf T-Shirts drucken lassen. Ein Werbeslogan für das Aquarium. Einer für die Stadt. Und mit dem neuen Kraken bleiben wir nun auch Paul. „Paul for ever.“