Oberhausen.
Die Magie der Manege und das Lachen von Kindern – wenn Melanie Schweer davon erzählt, glänzen ihre Augen.
Vor Begeisterung und vor Rührung. Seit Jahren setzt sich die Mutter dreier Kinder hinter den Kulissen ein, um den Kinderzirkus „Zirko Zampano“ immer wieder gelingen zu lassen. Ehrenamtlich: Menschen machen’s eben möglich, sogar ein Jugendprojekt wie dieses, das in den Händen der Stadt liegt.
Mädchen für alles
Doch Melanie Schweer denkt erst einmal an die Kinder: Hinter der Bühne der alljährlichen Show, die von Kindern verschiedener Oberhausener Schulen auf die Beine gestellt wird, schnippelt sie Äpfel, klebt Pflästerchen auf, tröstet, wenn der Zirkustrick nicht glückt und ermutigt, wenn den talentierten „Kleinen“ vor dem Rampenlicht doch das Herz in die Hose rutscht. „Ich bin eben ein Mädchen für alles“, sagt Melanie Schweer mit einem Lächeln. Denn der Job macht eine Menge Spaß und das ist schließlich die einzige Währung für die wichtige gemeinnützige Arbeit von Ehrenamtlichen.
Nicht ganz: „Wenn ich sehe, wie die Kinder an ihren Tricks wachsen, wenn Kinder unterschiedlicher Alter, sozialer Herkunft und aus verschiedenen Ländern sich einander unterstützen und ohne Neid anfeuern“, schildert Schweer, „dann geht mir das Herz auf.“ Und plötzlich bekommt die Manege den Hauch von Utopie eines gesellschaftlichen Miteinanders. Dafür setzt sich die 34-Jährige gerne ein, „keine Frage“, winkt sie mit der Hand ab. Spezial
„Ruhe brauchen wir nicht“
Kinder haben es ihr angetan. Eine Ausbildung zur Kinderpflegerin hat sie begonnen, sie machte den Fußballtrainer-Schein, trainierte Schwarz-Weiß Alstaden und die RWO-Jugend. Dabei könnte der „Job“ als Mutter von drei Kindern schon ausfüllend genug sein: „Nö: Je mehr Kinder, umso besser“, sagt sie. In den Ferien organisieren ihr Mann und sie auf dem Campingplatz Nachtwanderungen und Spiele – und zwar mit allen Kindern am Platz. „Ruhe brauchen wir nicht“, sagt sie, „wir machen lieber Quatsch und entdecken mit den Kindern die Welt.“
Zum „Zirkus“ kam sie aber zufällig. Die jüngste Tochter (nunmehr 14) ist begeisterte Einradfahrerin und macht beim Zampano mit. Schweer begleitete sie vor etwa drei Jahren, beide blieben dabei: Die eine im Licht, die andere eben Backstage. Die älteste Tochter (17) macht inzwischen auch mit: am Trapez und als helfende Hand. Der Sohn (15) spielt hingegen lieber Fußball.
Kinder helfen sich gegenseitig
Ein „magisches“ Erlebnis hinter der Bühne hat Melanie Schweer besonders beeindruckt: „Ein kleiner Junge ging auf einen etwa 17-Jährigen von einer Förderschule zu und fragte ihn, wie man eine Schleife für die Schuhe bindet“, erzählt sie. „Ich dachte, der Ältere reagiert cool und putzt den Kleinen runter.“ Im Gegenteil, er zeigte es ihm in aller Ruhe. „Das fand’ ich toll. Ich würde mir wünschen, dass alle Eltern sich einmal anschauen, welche Talente ihre Kinder haben- jenseits von Schule.“
„Mehr Sein als Schein“ ist das Motto des Jugendprojekts Zirko Zampano, das inzwischen ein Verein geworden ist. Dieser will – übrigens schon seit 2007 – die Bewegung, die soziale und emotionale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen fördern. Das ganzjährige Projekt hilft ihnen ein Schuljahr (Sept-Juni) lang, einmal wöchentlich eine Zirkusdisziplin zu trainieren. 180 Jugendliche üben in 14 Gruppen: Dazu zählen Einradfahren, Jonglieren, Seiltanz, Trapez und Clown-Späße. Höhepunkt ist die Zeltwoche jeweils im Juni, wenn die jungen Artisten ihr Können der Öffentlichkeit in einem echten Zirkuszelt präsentieren.
Infos: Simone Krebs, Stadt Oberhausen. 825-3955.
LESER-WAHL: „Menschen machen’s möglich“ heißt in diesem Jahr wieder die Aktion der WAZ-Lokalredaktion und der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW). Wir stellen Ihnen neun Menschen aus Oberhausen vor, die sich ehrenamtlich für andere Menschen einsetzen. Danach können Sie, liebe Leser, entscheiden, wer besonders preiswürdig ist. Die Preise, 3000, 2000 und 1000 Euro, fließen in die Projekte, für die sich die Preisträger engagieren. Der Aufruf zur Abstimmung erfolgt, wenn alle neun Porträts gelaufen sind.