- Verbraucherschützer warnen vor einer Kostenfalle bei Roaming-Gebühren
- Vor allem Telefónica-Kunden seien davon betroffen
- Es geht dabei um das Roaming bei Reisen auf See
Kiel/Berlin.
Mit Abschaffung der Roaming-Gebühren im EU-Ausland sollten unerwartet hohe Handyrechnungen eigentlich ausgehebelt werden. Doch es gibt weiterhin eine Kostenfalle: Reisen auf See. Bereits im Juni haben wir darüber berichtet, dass die Roaming-Gebühren auf Kreuzfahrtschiffen weiterhin teuer sind.
Nun melden die Marktwächter, eine Art Frühwarnsystem der Verbraucherzentralen, in einer Pressemitteilung, dass vor allem Telefónica-, also O2-Kunden, von erhöhten Kosten betroffen sind.
Telefónica informiert nicht ausreichend
Das hat eine aktuelle Analyse von Verbraucherbeschwerden im Frühwarnnetzwerk der Verbraucherzentralen ergeben. Die Analyse erfolgte, weil immer mehr Verbraucher meldeten, dass sie nach ihrem Urlaub hohe Telefonrechnungen erhalten.
Die Auswertung zeigte, dass davon vor allem Verbraucher betroffen sind, die ihr Smartphone auf einer Reise mit einem Fähr- oder Kreuzfahrtschiff nutzten und auf See telefonierten oder surften.
Die Marktwächter kritisieren, Telefónica-Kunden würden im Vergleich zu anderen Anbietern nicht ausreichend über die anfallenden Kosten durch Datenroaming informiert. Das Risiko einer unerwartet hohen Rechnung sei bei anderen Anbietern deutlich geringer – wenn auch nicht ausgeschlossen.
Weder Warnhinweis noch Kostenbegrenzung
„Einerseits beinhaltet die Informations-SMS von Telefónica keine Warnhinweise bezüglich der genauen Kosten, die entstehen können. Andererseits gibt es auch keine automatische Kostenbegrenzung von etwa 60 Euro“, erklärt Per Prins, Telekommunikationsexperte des Marktwächter-Teams der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein.
Folgender Text, den die Kunden an Bord per SMS erhalten, reiche laut Prins nicht aus:
„Willkommen an Bord! Bitte beachten Sie: Bei Gesprächen, SMS und Datennutzung in Flugzeugen und auf See entstehen abweichende Kosten zu Ihrer aktuellen Roaming-Option. Die Abrechnung unterliegt keiner automatischen Kostenbegrenzungsfunktion.“
———————–
Das könnte dich auch interessieren:
• Junge schaut sich im Familienurlaub ein paar Videos an – dann kommt die dicke Rechnung
• Trotz EU-Roaming – Tarif-SMS im Urlaubsland aufmerksam lesen
• „Geister-Roaming“ erzeugt falsche Handy-Kosten im Ausland
———————
Roaming kann bis zu 11.000 Euro kosten
Laut Verbraucherzentrale könne der Download eines einzigen Megabytes bei Telefónica bereits Kosten von 25 Euro verursachen. In der Pressemitteilung wird das an einem Beispiel noch deutlicher gemacht: Schaut ein Verbraucher sich ein Youtube-Video in HD-Qualität an, das zehn Minuten dauert also rund 200 Megabyte schluckt, könne das etwa 5.000 Euro kosten.
„Uns liegt ein konkreter Fall vor, in dem ein Verbraucher über 11.000 Euro zahlen sollte“, erklärt Telekommunikationsexperte Prins. Verbraucher sollten sich deshalb vor einer Reise – egal ob an Land oder auf See – unbedingt über mögliche Kostenrisiken bei ihrem Anbieter informieren.
Zuletzt gaben die Verbraucherzentralen bekannt, gegen die Tarifpolitik von O2 klagen zu wollen, weil bestimmte Kunden freies EU-Roaming nicht automatisch erhalten. (alka)