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Aldi Süd will CO2 sparen und ab 2017 „klimaneutral“ sein

Aldi Süd will CO2 sparen und ab 2017 „klimaneutral“ sein

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Foto: Kai Kitschenberg/Funke Foto Services
  • Aldi Süd will sich als erster großer Lebensmittelhändler ab 2017 als „klimaneutral“ bezeichnen
  • Ausstoß von Kohlendioxid soll verringert, Bäume gepflanzt und mehr Sonnenenergie genutzt werden
  • Unternehmen will mit Vorstoß ein Signal an die Branche senden und als Vorbild dienen

Mülheim. 

Photovoltaik auf den Dächern, LED-Leuchten in den Lampen und umweltverträgliche Kältemittel in den Kühltheken. Der Mülheimer Discounter Aldi Süd hat nach eigenen Angaben so viel in Umweltschutz investiert, dass er sich als erster großer deutscher Lebensmittelhändler ab Anfang 2017 als „klimaneutral“ bezeichnen kann.

„Wir müssen uns unserer Verantwortung für die Umwelt stellen“, sagt Philipp Skorning, stellvertretender Geschäftsführer im Zentraleinkauf von Aldi Süd. Das Prädikat „klimaneutral“ gelte ab dem kommenden Jahr für alle mehr als 1860 Filialen in West- und Süddeutschland, Logistikzentren und Verwaltungsstandorte. Das Unternehmen habe in den letzten Jahren erheblich investiert, um den Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids zu drosseln. Skorning nennt Zahlen: Während Aldi Süd im Jahr 2012 noch 358.000 Tonnen CO2 ausgestoßen habe, seien es zwei Jahre später schon nur noch 275.000 Tonnen gewesen. „Unsere Prognose für 2017 liegt bei 125.000 Tonnen“, sagt der Top-Manager.

Zum Ausgleich: Bäume in Uganda und Bolivien

Diese Menge, die vor allem beim Lkw-Transport und beim Heizen entstehe und nach aktuellem Stand der Technik nicht reduziert werden könne, werde Aldi Süd durch die Unterstützung zertifizierter Klimaschutzprojekte in Uganda und Bolivien kompensieren. Über die Initiative „Primaklima“ lässt der Konzern dort Bäume pflanzen. „Die Aufforstung von Wäldern ist die schönste Möglichkeit, CO2 aus der Atmosphäre wieder einzubinden“, bestätigt Henriette Lachenit, Geschäftsführerin von „Primaklima“.

Um das Treibhausgas aus der Luft zu holen, will sich Aldi Süd aber auch vor der eigenen Haustür in NRW engagieren. Für jeden Baum, den Kunden auf der Homepage des Unternehmens virtuell pflanzen, will Aldi Süd bei Lindlar im Oberbergischen Kreis einen realen Baum in die Erde bringen. Auf einer 1,9 Hektar großen Fläche soll dort ein Wald mit bis zu 12.800 Laubbäumen entstehen. Vom 21. November bis 8. Januar will der Discounter zudem Grünstrom, der aus Wasserkraft in der Schweiz gewonnen wird, an seine Kunden verkaufen.

Photovoltaik auf dem Dach

Neben diesen öffentlichkeitswirksamen Aktionen kündigt Aldi Süd weitere Investitionen in ressourcenschonende Technologien an. „Ende dieses Jahres werden 1200 unserer Filialen in Deutschland eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach haben“, sagt Karl-Heinz Kehl, Geschäftsführer der Regionalgesellschaft Mörfelden und in der gesamten Unternehmensgruppe für Energiefragen verantwortlich. Bis zu 80 Prozent des Sonnenstroms nutze der Konzern selbst. Die Modernisierungswelle aller Filialen, die bis Ende 2019 abgeschlossen sein soll, will Aldi Süd nicht nur nutzen, um das Design zu erneuern, sondern auch die Technik. Nachdem die Kühltruhen bereits auf das natürliche Kältemittel Propan umgestellt worden seien, sollen nach den Worten Kehls nun auch alle Kühlregale mit CO2 betrieben werden und das klimaschädlichere Kältemittel H-FKW ablösen. Bei der Beleuchtung werde man bis 2019 komplett auf LED umstellen. Der Regionalgeschäftsführer: „Wir wollen ein Vorbild im deutschen Lebensmittel-Einzelhandel sein.“

Im Fokus hat Aldi Süd aber nicht nur die Technik. „Wir erfassen auch alle unseren strategischen Lieferanten“, erklärt Florian Kempf, Leiter des Energiemanagements bei Aldi Süd, an. Von den Lieferanten erwarte der Discounter Nachweise, dass sie ihrerseits einen Beitrag zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs „deutlich unter zwei Grad Celsius“ leisten. Dieses Ziel hatte die UN-Klimakonferenz Ende 2015 in Paris festgelegt.

125.000 Tonnen Kohlendioxid bleiben

„Primaklima“-Geschäftsführerin Henriette Lachenit bescheinigt Aldi Süd, bereits „erhebliche Energieeinsparungen“ erreicht und die CO2-Bilanz offengelegt zu haben. Ein Rest von 125.000 Tonnen Kohlendioxid verbleibe dennoch. Um diesen Berg des Klimakillers abzubauen, müsse pro Sekunde ein 16 x 16 x 16 Zentimeter großer Holzwürfel nachwachsen. Energiemanager Kempf betont denn auch, dass Aldi Süd mit dem Erreichen der formalen Klimaneutralität nicht den Weg der Ressourcenschonung verlassen wolle. „Die Kraftstoffe unserer Lkw und die Öl- und Gasheizungen sind technisch noch nicht ersetzbar“, sagt Kempf. „Deshalb können wir nicht an dieser Stelle stoppen.“ Das Ausrufen der Klimaneutralität sei auch ein Signal an die Branche. Kempf: „Wir wollen den Impuls geben, dass andere Unternehmen uns folgen.“