- „Focus“ beruft sich auf interne Anweisung der dm-Zentrale an die rund 1800 Filialen
- Darin seien Sonderangebote von Konkurrenz-Ketten wie Rossmann und Müller aufgeführt
- dm-Sprecher bestätigt: Man stelle Informationen zur Verfügung, wo Mitarbeiter günstig einkaufen können
Karlsruhe/München.
Mitarbeiter des Drogeriemarktführers dm kaufen bei den Konkurrenten Rossmann, Müller und Co. gezielt Sonderangebote auf und stellen diese in die eigenen Regale. Über diese Praxis hatte zuerst das Nachrichtenmagazin „Focus“ berichtet.
Gegenüber unserer Redaktion bestätigte Christoph Werner, dm-Geschäftsführer verantwortlich für das Ressort „Marketing und Beschaffung“, diese Praxis. „Wir stellen unseren Kolleginnen und Kollegen in den dm-Märkten Informationen zur Verfügung, die es ihnen ermöglichen, die günstigste Einkaufsquelle für ihren Markt zu nutzen“, schreibt Werner in einer Stellungnahme.
Mitarbeiter erhalten Einkaufslisten für Konkurrenz
Konkret stellt die Drogerie-Kette wöchentlich Listen mit den günstigsten Einkaufsquellen für bestimmte Produkte heraus, die den Mitarbeitern dann zur Verfügung gestellt werden. Anhand dieser Listen wird dann der Einkauf organisiert.
Laut Werner kann dies auch bedeuten, dass Ware bei Konkurrenten eingekauft wird. Und zwar dann, wenn der Preis bei Rossmann, Müller und Co. unter dem Einkaufspreis von dm liegt.
Rossmann sind Ankäufe bekannt
Die Konkurrenz hat diese Praxis bereits registriert, wie Rossmann auf eine Anfrage unserer Redaktion mitteilt. „Wir können das Vorgehen unseres Wettbewerbers dm in der beschriebenen Form bestätigen, wollen es jedoch nicht weiter kommentieren“, sagte Rossmann-Pressesprecher Stephan-Thomas Klose. Das Unternehmen schloss unserer Redaktion gegenüber jedoch aus, dass man selbst bereits auf diese Weise eingekauft habe.
Während Rossmann die ungewöhnliche Einkaufspolitik des Konkurrenten nicht weiter kommentieren will, ist die Verwunderung in Einzelhandelskreisen groß. Dass Filialmitarbeiter überhaupt mit dem Einkauf zu tun haben, ist höchst ungewöhnlich.
Nur in Einzelfällen kaufen Filialen selbst ein
In der Regel nehmen zentrale oder regionale Einkaufsabteilungen Bestellungen entgegen und kaufen dann zu großen Stückzahlen direkt bei der Industrie ein. Höchstens Saisonware oder regional begrenzte Artikel kaufen Filialen bei einigen Marktteilnehmern selbstverantwortlich ein.
Zur ungewöhnlichen Einkaufspraxis im Vergleich zu den Mitbewerbern bezieht dm auch Stellung. „Die Preispolitk der Industrie ist uns nicht transparent, wir dürfen aber davon ausgehen, dass die Wettbewerber nicht unter Einstandspreis verkaufen“, so dm-Vorstandsmitglied Christoph Werner. „Daher glauben wir nicht, dass unsere Wettbewerber durch unser Verhalten Nachteile in Kauf nehmen müssen.“
Neues Kapitel im Preis- und Konkurrenzkampf
Die aktuelle Entwicklung ist ein weiteres Kapitel im Konkurrenzkampf der Drogeriemärkte. Erst kürzlich hatte der Bundesgerichtshof (BGH) in einem Rabatt-Streit zugunsten der Drogeriekette Müller entschieden. Drogerien und andere Märkte dürfen sich demnach an Rabattaktionen der Konkurrenz „anhängen“ und damit werben, die fremden Gutscheine auch in eigenen Filialen einzulösen. (mit dpa)