Der Duisburger Traditionskonzern will eine Digitalschmiede in Essen aufbauen. Das Projekt „Schacht One“ soll auch an die Haniel-Wurzeln erinnern.
Duisburg/Essen.
Für den Duisburger Konzern Haniel ist es auch ein Schritt zurück zu den eigenen Wurzeln: Über Schacht 1 auf Zeche Zollverein hat der legendäre Unternehmer Franz Haniel vor etwa 165 Jahren erstmals im großen Stil die begehrte Fettkohle gefördert – und damit die Basis für die Industrialisierung des Ruhrgebiets geschaffen. Nun will der Haniel-Konzern an dem historischen Ort den Treibstoff für kommendes Wachstum produzieren: digitale Ideen. Zu diesem Zweck gründet Haniel nun eine Digital-Tochterfirma mit dem Namen „Schacht One“.
Ziel sei es, Ansätze für digitale Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und diese in kürzester Zeit zur Marktreife zu bringen, heißt es bei Haniel. Auf Zollverein soll eine „digitale Werkbank“ für die Unternehmen entstehen, an denen Haniel beteiligt ist. Fünf Geschäftsbereiche gehören derzeit zum Konzern – eine bunt gemischte Palette. Bekaert Textiles, ein Spezialist für die Herstellung von Matratzenbezügen, zählt ebenso zum Einflussbereich von Haniel wie der Düsseldorfer Handelsriese Metro. Weitere Haniel-Unternehmen sind CWS-boco, ein Anbieter für Waschraumhygiene, ELG, ein Spezialist für die Aufbereitung von Rohstoffen für die Stahlindustrie, und TAKKT, ein Spezialversandhändler für Geschäftsausstattung.
Auf Zollverein sollen Projekte für die unterschiedlichen Haniel-Firmen vorangetrieben werden, zum Beispiel um die Logistik im Versandhandel weiterzuentwickeln oder die Schrottplätze von ELG zu digitalisieren.
Auch Berlin war als Standort im Gespräch
Der Duisburger Stahlhändler Klöckner & Co hatte unlängst einen Digital-Ableger in Berlin – an einen Treffpunkt der Start-up-Szene – gegründet und damit in der Industrie für Aufsehen gesorgt. Auch bei Haniel stand zwischenzeitlich der Standort Berlin für die Ansiedlung zur Debatte. Doch das Management habe sich ganz bewusst für Zollverein in Essen und auch gegen weitere Büros am traditionsreichen Franz-Haniel-Platz in Duisburg entschieden, wird im Konzern betont: „Wir wollten raus.“ Zunächst beginnt Haniel mit einem vergleichsweise kleinen Team in Essen. Mit dem Start an einem neuen und zugleich traditionsreichen Ort ist die Hoffnung auf einen entsprechenden Gründergeist verbunden.
Die vom ehemaligen Lufthansa-Finanzchef Stephan Gemkow geführte Haniel-Gruppe sieht sich als „Investmentgesellschaft in Familienhand“ und erzielte zuletzt mit mehr als 11 500 Mitarbeitern rund vier Milliarden Euro Umsatz. Seit ihrer Gründung im Jahr 1756 hat die Franz Haniel & Cie. GmbH ihren Sitz in Duisburg-Ruhrort. Die Duisburger Holding beschäftigt trotz der Größe des Konzerns lediglich rund 200 Mitarbeiter. Zum Kreis der Eigentümer des Familienkonzerns aus dem Revier gehören mehr als 680 Gesellschafter.
Schub für den Standort Zollverein
In Hintergrund wird bei Haniel schon seit einiger Zeit an dem Digital-Projekt auf Zeche Zollverein gearbeitet. Offiziell will der Konzern die Firmengründung bei der Bilanzpressekonferenz am 11. April bekanntgegeben. Zu einer Gründungsfeier der Schacht One GmbH wird auch NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin erwartet. Zollverein hofft darauf, sich verstärkt als Standort für Firmengründer und die Kreativwirtschaft einen zu Namen machen. Insofern dürfte die Digitalschmiede von Haniel hochwillkommen sein.