Veröffentlicht inWirtschaft

Immobilienexperte rät zu Abriss von alten Karstadt-Häusern

Immobilienexperte rät zu Abriss von alten Karstadt-Häusern

Immobilien Huyssenallee.jpg
Foto: Funke Foto Services
Angesichts von Schließungsplänen der Warenhauskette Karstadt rät der Essener Unternehmer Eckhard Brockhoff zum Abriss von alten Innenstadt-Immobilien.

Essen. 

Die Warenhauskette Karstadt will im nächsten Jahr drei NRW-Filialen schließen – in Bottrop, Recklinghausen und Mönchengladbach-Rheydt. Der Essener Immobilien-Unternehmer Eckhard Brockhoff hat in der Vergangenheit einen ehemaligen Karstadt-Standort übernommen. In unserem Interview erläutert er, warum ein Abriss nach dem Rückzug von Karstadt oft „die beste Lösung“ sei.

Herr Brockhoff, droht in den betroffenen Innenstädten Ödnis durch die Karstadt-Schließungen?

Eckhard Brockhoff: Die Gefahr besteht. Wir sollten uns nichts vormachen: Wenn Karstadt geht, ist es praktisch unmöglich, einen neuen Warenhausbetreiber für die Standorte zu gewinnen. Selbst große Modeketten dürften sich mit einer Neuansiedlung schwertun. Die Innenstädte brauchen also einen Neuanfang. Jetzt muss schnell gehandelt werden, wenn man vermeiden möchte, dass Ein-Euro-Shops und wenig attraktive Tattoo-Studios in Zukunft das Stadtbild prägen.

Wie könnte denn ein Neuanfang aussehen?

Brockhoff: Oft ist ein Abriss die beste Lösung. Das Karstadt-Haus in Bottrop zum Beispiel ist viel zu groß für die Stadt, aber die Lage ist exzellent. Der Standort wäre ideal, um mehrere kleinere Immobilien zu errichten – für Handel, Gastronomie, Ärzte, Anwälte oder Seniorenwohnungen zum Beispiel. Ein neuer Platz in der Innenstadt wäre ebenfalls eine gute Lösung. Viele Kommunen in Holland haben auf diesem Weg dafür gesorgt, dass wieder mehr Menschen in die Innenstädte kommen und nicht nur zu Hause am Computer einkaufen. Auch der Essener Kennedy-Platz war praktisch eine tote Lage. Seit es dort die Gastronomie gibt, läuft es wieder.

Die Fassade der Karstadt-Immobilie in Recklinghausen ist sehenswert. Warum wollen Sie gleich einen Abriss?

Brockhoff: Auch ein Umbau wäre eine Option, aber das ist meist teurer als ein Neubau. Gerade die Warenhaus-Immobilien sind sehr speziell. Sie haben extrem tiefe Räume mit wenigen Fenstern. Das ist nichts für Anwaltskanzleien oder Ärzte. Auch fensterlose Fitnessstudios sind heute nicht mehr zeitgemäß.

Sie haben vor einigen Jahren gemeinsam mit dem Projektentwickler Kölbl Kruse das ehemalige Karstadt-Haus an der Rüttenscheider Straße in Essen gekauft, abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Lässt sich das Beispiel auf Städte wie Bottrop übertragen?

Brockhoff: Natürlich ist Rüttenscheid nicht Bottrop. Die Mietpreise unterscheiden sich deutlich. Grundsätzliche Fragestellungen sind allerdings vergleichbar. Klar ist: In Essen waren Abriss und Neustart erfolgreich. An dem Standort gibt es jetzt mehr Arbeitsplätze als zu Zeiten von Karstadt. Aber es gibt jetzt nicht mehr einen, sondern mehrere Mieter – wie Aldi, Deichmann, DM, Edeka, Anwaltskanzleien und Sternekoch Nelson Müller mit seinem Bistro.

Was können die Städte mit bedrohten Karstadt-Standorten tun?

Brockhoff: Sie sollten sich ihrer Verantwortung bewusst sein. In Recklinghausen trägt die Stadt eine Mitschuld an der Schließung von Karstadt. Das Warenhaus befindet sich eigentlich in bester Lage, dennoch hat die Stadt in schlechterer Lage ein neues Einkaufscenter angesiedelt. Es gibt aber auch positive Beispiele. In Iserlohn zum Beispiel hat die Kommune die Karstadt-Immobilie gekauft, um handlungsfähig zu sein, wenn es nötig ist.

Auch in Mönchengladbach gibt es Überlegungen der Stadt, die Warenhaus-Immobilie zu übernehmen und Karstadt einen Mietvertrag für eine kleinere Fläche anzubieten. Zusätzlich soll ein Discounter als Ankermieter angesiedelt werden.

Brockhoff: Das klingt nach einer klugen Idee. Ähnliche Modelle kann ich mir auch gut für die Standorte im Ruhrgebiet vorstellen.

Möchten Sie selbst noch einmal eine ehemalige Karstadt-Immobilie übernehmen?

Brockhoff: Für Bottrop kann ich das ausschließen. Recklinghausen dagegen ist ein interessanter Standort, auch wenn das Einkaufscenter ein echtes Problem darstellt.