Kleinere Läden, weniger Artikel und ältere Menschen als Zielgruppe: Zwei Jahre nach dem Neustart ist die Kaufhauskette wieder auf Wachstumskurs. Langfristiges Ziel: Die Zahl der Filialen soll von heute rund 200 auf 500 vergrößert werden.
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Mit kleineren Läden und einem reduzierten Sortiment ist die Billigkaufhauskette Woolworth zwei Jahre nach ihrem Neustart wieder auf Wachstumskurs. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Dieter Schindel. Als Zielgruppe setze Woolworth dabei verstärkt auf ältere Menschen, die gerne in der Nachbarschaft einkaufen, heißt es dazu vom Unternehmen auf NRZ-Anfrage.
Woolworth war im Mai 2009 mit mehr als 300 Läden in die Pleite gerutscht. Ein Jahr später hatte die HH Holding die Kette mit noch 158 Filialen und rund 4300 Mitarbeitern übernommen. An der HH Holding sind die Mülheimer Einzelhandelsgruppe Tengelmann und der Gründer des Textildiscounters Kik, Stefan Heinig, beteiligt.
Über 130 Jahre alte Geschichte
Zwei Jahre nach dem Neustart am 1. Juli 2010 und der Verlegung des Sitzes von Frankfurt nach Unna hat das traditionsreiche Unternehmen, dessen Geschichte mehr als 130 Jahre zurückreicht, wieder 204 Filialen und knapp 5000 Beschäftigte, davon rund 350 Auszubildende. Langfristig soll das Filialnetz auf 500 Kaufhäuser ausgebaut werden.
Der von Kik gekommene Chef Schindel hat Woolworth kräftig umgekrempelt. Hinter den Kulissen wurden in Unna die Zentralverwaltung und die Logistik neu aufgebaut, und eine moderne IT-Technik wurde eingeführt. Zudem wurden unter Schindels Führung mehr als 50 Filialen neu eröffnet, 26 bestehende modernisiert. Heute sind die Läden mit 1000 bis 2000 Quadratmetern Verkaufsfläche deutlich kleiner als vor der Insolvenz.
Sortiment wurde stark ausgedünnt
Das Sortiment wurde von 20.000 auf 6000 Artikel ausgedünnt, wobei Woolworth neben seinen zehn Eigenmarken auch auf Markenartikel etwa von Ravensburger, Lego, Playmobil und Ferrero setzt. Die Produktpalette reicht von Haushalts- und Spielwaren über Drogerie- und Geschenkartikel bis hin zur Bekleidung. Die Preise orientieren sich am unteren bis mittleren Segment. Dazu gehören „besonders günstige“ Aktions- und Saisonartikel. 300 Produkte seien regelmäßig und dauerhaft bis zu 80 Prozent reduziert. „Unsere Kunden sind besonders preissensibel“, so Schindel.
Wichtig war es dem Management, das Profil des Unternehmens zu schärfen: „Jeder kennt die Marke Woolworth, aber viele wussten nicht, wofür wir stehen“, so Schindel. Daher wirbt die Kette jetzt im Firmenlogo mit dem Slogan: „Das billige Kaufhaus seit 1879“. In jenem Jahr war die Marke von Franklin Winfield Woolworth in den USA gegründet worden. Er gilt als Erfinder des Wühltisches.
In der Gewinnzone
Der Umbau zeigt Erfolge: Das Unternehmen macht heute rund 400 Millionen Euro Umsatz und ist zurück in der Gewinnzone, wie es heißt. Offizielle Zahlen gibt es dazu nicht. Nun soll Woolworth – mit 65 Filialen in NRW besonders stark vertreten – weiter expandieren. Schindel: „Wir wachsen aus eigener Kraft, aber Qualität ist wichtiger als Geschwindigkeit.“ Bis Ende des Jahres sind weitere zehn Neueröffnungen geplant, darunter in Dortmund und Wesseling. Neue Standorte sucht die Geschäftsführung in Städten ab 30 000 Einwohnern oder in Stadtteillagen. Dabei seien besonders jene Städte interessant, in denen Woolworth früher schon vertreten war. Schindel zeigt sich mit der Entwicklung zufrieden: „Der Aufwand zahlt sich aus, wir kommen gut voran.“