In der Vorweihnachtszeit mögen es Verbraucher beim Gebäck traditionell. Der Pro-Kopf-Verbrauch ist seit Jahren stabil. Marktführer Lambertz wächst.
Essen.
Alle Jahre wieder flammt die Debatte aufs Neue auf: Weihnachtsgebäck kommt immer früher in die Läden. Die Verbraucher greifen dennoch zu. In der laufenden Saison ist es allerdings ein wenig anders. Im außergewöhnlich warmen September dieses Jahres blieben Lebkuchen und Spekulatius erst einmal liegen.
„Von den Witterungsbedingungen war es wirklich nicht gut, und wir waren auch nicht glücklich“, sagt Hermann Bühlbecker, der Alleininhaber der Aachener Lambertz-Gruppe. Bei dem führenden Printenhersteller aus NRW ging schon das Schreckgespenst um, man bleibe im Herbst ganz auf der Vorweihnachtsware sitzen.
Doch der kühle Oktober hatte dann doch ein Einsehen mit der süßen Branche. „Der Start war nicht so gut, wie wir uns das gewünscht hätten, aber auch nicht so schlecht wie wir eigentlich dachten“, zieht Bühlbecker ein Zwischenresümee. Am Donnerstag legte die Lambertz-Gruppe ihre Bilanz für 2015 vor. Angesichts des Herbsteinbruchs sieht sie gute Chancen, die Vorjahreszahlen zu erreichen.
900 Gramm „Herbstgebäck“ isst jeder Bürger im Schnitt pro Jahr
Nach Angaben des Bundesverbands der Süßwarenindustrie (BDSI) ist der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland seit Jahren stabil: Im Schnitt isst jeder Bürger 900 Gramm „Herbstgebäck“, wie die Branche die Adventsprodukte elegant umschreibt.
Die deutschen Hersteller produzierten im vergangenen Jahr rund 81 000 Tonnen Zimtsterne, Dominosteine und Co. – nur 18 Prozent davon gingen in den Export. Der Löwenanteil blieb im eigenen Land. Auf der Hitliste ganz oben landeten mit 38 Prozent Lebkuchen mit all ihren Unterarten. Das hat das Marktforschungsunternehmen Nielsen herausgefunden. Spekulatius kam mit einem Marktanteil von 22 Prozent auf Platz 2, dicht gefolgt vom Stollen mit 21 Prozent. Dominosteine brachten es auf acht Prozent.
Die Verbraucher müssen für Lebkuchen und Spekulatius in dieser Saison nicht tiefer in die Tasche greifen. Angesichts der Preissteigerungen bei Rohstoffen wie Nüssen, Mandeln und vor allem bei Schokolade könnte es aber 2017 „punktuell Preissteigerungen“ geben, heißt es bei Lambertz.
Überraschenderweise greifen die Verbraucher in der kalten Jahreszeit verstärkt auch zu Gefrorenem. Jedes fünfte Eis wird nach Angaben des Süßwaren-Verbands von November bis Februar geschleckt. Unter dem Strich seien das rund 100 Millionen Liter.
Freilich bevorzugen die Verbraucher in der Winterzeit eher die „warmen Eissorten“, wie BDSI-Geschäftsführer Ernst Kammerinke die cremigen Kompositionen aus Schokolade, Mandel, Nuss oder Nougat mit einer Zimt- und Kardamom-Note nennt. „Diese Geschmacksrichtungen hinterlassen auf der Zunge ein deutlich wärmeres Gefühl“, so Kammerinke.
Die Hersteller warten nach Verbandsangaben in dieser Saison mit neuen Kreationen auf – etwa weißes Schokoladeneis mit Orangensauce und Kürbis.
Beim Gebäck dagegen mögen es die Verbraucher dagegen eher traditionell. Die Rezepte der Klassiker wie Lebkuchen, Spekulatius und Co. seien dem über 300 Jahre alten Unternehmen Lambertz fast schon „ein bisschen heilig“, wie Inhaber Bühlbecker gestern sagte. Lebkuchen, Dominosteine oder Printen müssten schmecken wie immer. Mit Saisonartikeln schraubte Lambertz den Umsatz so um 6,6 Prozent in die Höhe.
Knapp 600 Millionen Euro Umsatz
Das Unternehmen, das sich als Weltmarktführer für Herbst- und Weihnachtsgebäck bezeichnet, hat seinen Gesamtumsatz 2014/15 bereinigt um den Zukauf des Dresdner-Stollen-Anbieters Dr. Quendt um 2,5 Prozent auf knapp 600 Millionen Euro gesteigert. Zuvor hatte sich Lambertz bereits den Nougathersteller Ifri Schumann einverleibt. Mit Nürnberger Lebkuchen, Aachener Printen und Dresdner Stollen decken die Aachener inzwischen das gesamte Feld der Herbst- und Weihnachtsartikel ab: „Wir bemühen uns mehr, mit den Ganzjahresartikeln zu wachsen“, so Bühlbecker..