Essen.
Es gibt eine zweite Klage gegen die kommunale Abfallgesellschaft Ruhrgebiet (AGR). Der Vorwurf ist der gleiche: Die Müllverbrennung in Herten sei zu teuer.
Die Abfallgesellschaft Ruhrgebiet (AGR) rutscht weiter in die Krise. Nach Informationen dieser Zeitung führt die Tochtergesellschaft des Regionalverbandes Ruhr (RVR) derzeit vor dem Landgericht Bochum ein weiteres Verfahren gegen einen Lieferanten der firmeneigenen Müllverbrennungsanlage RZR II in Herten, weil sich dieser weigere, die Anlage zu beliefern.
Sollte die AGR den juristischen Streit verlieren, hätte das katastrophale Folgen für alle Ruhrgebietsstädte, da die Müllverbrennnungsanlage nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben wäre. In einer Kettenreaktion könnte die AGR Pleite gehen. Den entstehenden dreistelligen Millionenschaden hätten über den Umweg RVR alle Ruhrgebietskommunen zu tragen, befürchten Wirtschaftsprüfer.
Die von der AGR verklagte Firma PB Abbruch sagt, die Belieferung des RZR II sei nur mit Verlusten möglich, da die Preise der Müllverbrennung dort zu hoch seien. „Wir wurden gedrängt, Verträge abzuschließen, die wir nicht erfüllen können“, sagte der Geschäftsführer der Firma, Peter Bogdanski. Ihm sei gedroht worden, dass er seinen Bauschutt nicht mehr auf die Deponie Emscherbruch fahren dürfe, wenn er sich nicht verpflichte, gleichzeitig 5000 Tonnen Müll in das RZR II zu liefern. „Diesen Vertrag kann ich nicht erfüllen, ich gehe deswegen Pleite.“
Lieferanten verlangen drastische Reduzierung der Verbrennungspreis
Neben der Remex Borken ist die PB Abbruch das zweite Unternehmen, das keinen Müll mehr an die AGR liefern will. Weitere acht Firmen prüfen, die Lieferungen einzustellen. Ihr Argument: Würden sie weiter mit Verlusten Müll zum RZR II bringen, könnten sie selber Pleite gehen. Die Lieferungen gelten zudem als Sicherheit für einen Baukredit der Landesbank Baden-Württemberg für das RZR II von über 100 Millionen Euro. Auch dieser könnte platzen.
Die Lieferanten verlangen von der AGR eine drastische Reduzierung der Verbrennungspreise im RZR II. Sie lägen über Marktniveau. Die Müllverbrennungsanlage ist nach Ansicht der AGR-Wirtschaftsprüfer das wirtschaftliche Rückgrat der Firma, wie aus internen Papieren hervorgeht. Die Gewinne der Anlage würden benötigt, um die hoch verschuldete AGR nach einer jahrelangen Krise wieder flott zu kriegen. AGR-Geschäftsführer Joachim Ronge sagte, die Verträge der Lieferanten seien von diesen einzuhalten und er sei bereit, dies vor Gericht durchzusetzen. Die Lieferanten hätten sich verpflichtet, entweder Müll zu bringen oder Geld zu überweisen.