Rekordstreik der GDL – Bahn stellt Ersatzfahrplan ins Netz
Die Lokführergewerkschaft GDL hat zu einem viertägigen Streik bei der Deutschen Bahn aufgerufen. Der Ausstand soll im Personenverkehr am Donnerstag um 2 Uhr morgens beginnen, im Güterverkehr bereits am Mittwoch um 15 Uhr. Die Deutsche Bahn stellt einen Ersatzfahrplan ins Netz.
Essen.
Nach der Streikankündigung der Lokführer hat die Deutsche Bahn für den Fernverkehr bereits einen ersten Notfahrplan bereitgestellt. Dieser gilt für Donnerstag, den ersten Streiktag bei den Personenzügen, teilte das Unternehmen mit. Die Bahn strebt an, mindestens ein Drittel des normalen Zugangebots auf die Schiene zu bekommen.
Auch für den Regionalverkehr in NRW hat das Unternehmen detaillierte Prognosen bereitgestellt. Fakt ist, der Streik wird massive Auswirkungen auf den Bahnverkehr in Nordrhein-Westfalen haben. Wie die Deutsche Bahn am Mittwoch mitteilte, fallen auf mehreren Strecken sämtliche Züge aus.
Betroffen sind davon unter anderem:
RE 4 (Aachen – Dortmund)
RE 9 (Aachen – Siegen)
RE 11 (Mönchengladbach – Hamm)
RB 25 (Köln – Marienheide)
RB 42 (Essen – Münster)
Auch der S-Bahn-Verkehr wird stark beeinträchtigt sein.
Auf vielen Routen sollen die Bahnen zumindest im Ein- oder Zwei-Stunden-Takt fahren. Auf einigen besonders stark befahrenen Strecken wie zwischen Aachen über Köln, Düsseldorf, Essen und Dortmund nach Hamm (RE 1) soll der Betrieb regulär laufen. Sämtliche Sonderzüge zu Fußball-Bundesligaspielen hingegen fallen aus.
Ab Mittwoch, 5. November, 15 Uhr, soll im Güterverkehr gestreikt werden, ab ab Donnerstag, 6. November, ab 2 Uhr im Personenverkehr. Das Streikende ist für den Montag, 10. November, um 4 Uhr angesetzt.
Zum NRW-Regionalverkehr
Zum Ersatzfahrplan im Fernverkehr
Es ist der inzwischen sechste Streik im laufenden Tarifkonflikt und der längste seit Gründung der Deutschen Bahn AG im Jahr 1994. Die GDL begründete die geplante Arbeitsniederlegung mit der Weigerung der Bahn, über einen eigenständigen Tarifvertrag auch für Berufsgruppen zu verhandeln, die nicht Lokführer sind.
GDL sieht ihr Grundrecht als Gewerkschaft in Gefahr
Bahnchef Rüdiger Grube hatte die Gewerkschaft noch am Dienstag zur Besonnenheit aufgerufen. „Unsere gewachsene Sozialpartnerschaft ist ein hohes Gut“, sagte er beim Arbeitgebertag in Berlin. „Damit muss auch weiterhin sehr verantwortungsvoll umgegangen werden“, fügte Grube hinzu, ohne dabei konkret den laufenden Tarifkonflikt mit der GDL anzusprechen.
Die Deutsche Bahn will den Rekordstreik der Lokführer juristisch prüfen – schätzt die Erfolgsaussichten aber als gering ein. Man schaue sich „das natürlich auch von der juristischen Seite erneut an“, sagte der Personalvorstand der Deutschen Bahn, Ulrich Weber, im Interview beim Deutschlandfunk am Mittwochmorgen. „Unsere Erfahrung ist mit den Arbeitsgerichten, dass sie sich sehr schwer tun in solchen Fragen der Beurteilung der Verhältnismäßigkeit, solchen Ersuchen nachzukommen.“ In der Vergangenheit hätten die Gerichte in aller Regel gegen den Arbeitgeber entschieden.
Am Wochenende hatte die Gewerkschaft abermals Verhandlungen mit der Bahn für gescheitert erklärt. Dabei ging es um Spielregeln für die künftige Zusammenarbeit zwischen der Bahn, der GDL sowie der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Der Chef der GDL, Claus Weselsky, sagte, man wolle und müsse für alle Mitglieder Tarifverträge aushandeln: „Dieses Grundrecht ist in Gefahr und damit die Funktion von Gewerkschaften an sich.“
Nächster Streik soll fast 100 Stunden dauern
Hauptstreitpunkt ist die Forderung der GDL, nicht nur für Lokführer, sondern auch für das übrige Zugpersonal Tarifverträge aushandeln zu dürfen. Dazu zählen neben Zubegleitern auch Bordgastronomen, Disponenten, Ausbilder, Instruktoren oder Lokrangierführer. Der von der Bahn vorgelegte Vertragsentwurf sieht ein Verhandlungsmandat der GDL auch für die Zugbegleiter vor. Sollten sich beide Gewerkschaften aber nicht über Tarifregelungen für diese Berufsgruppe verständigen, soll letztlich das Ergebnis der Verhandlungen mit der EVG gelten. Weselsky sprach von einer „Scheinzuständigkeit für Zugbegleiter“, die die GDL nicht akzeptieren könne.
Insgesamt soll der nun angekündigte Streik der Lokführergewerkschaft über 98 Stunden laufen. Ob er die Bahn zum Einlenken bewegen kann, wird sich zeigen. Die GdL gibt sich entschlossen, für ihre Ziele weiter zu kämpfen: „So lange die DB die Grundrechte der GDL-Mitglieder nicht anerkennt, so lange kann der Tarifkonflikt nicht beendet werden“.
Beim Fahrgastverband Pro Bahn sorgt man sich unterdessen vor einem bleibendem Schaden durch den angekündigten viertägigen Bahnstreik für das „Verkehrsmittel Eisenbahn“: Die GdL gefährde das gute Ansehen der Bahn in der Öffentlichkeit und dürfe „nicht länger alles auf eine Karte setzen und kompromisslos alle Einigungsvorschläge vom Tisch wischen“. Die GdL müsse bereit sein, zusammen mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG zu verhandeln. GdL und Bahnvorstand müssten zudem „an den Verhandlungstisch zurückkehren und ernsthaft das Ziel anstreben, weitere Streiks endlich abzuwenden“.
Reisende haben „immer weniger Verständnis für die Lokführer“
Mit ihrem Streikkurs bei der Deutschen Bahn stößt die Lokführergewerkschaft GDL auf scharfe Kritik und viel Unverständnis. Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, zeigte sich am Dienstag besorgt über den Abbruch der jüngsten Tarifgespräche. Nach Ansicht des Fahrgastverbandes Pro Bahn haben die Reisenden „immer weniger Verständnis für die Lokführer“. Unterstützung kam lediglich aus dem Beamtenbund, dem die GDL angehört.
Der Vorsitzende des Deutschen Beamtenbundes, Klaus Dauderstädt, stärkte dem GDL-Chef Weselsky den Rücken. Angesichts dessen, was die Bahn der GDL zuletzt als Tarifvertrag vorgeschlagen habe, sei es „völlig nachvollziehbar, dass Herr Weselsky das nicht unterschreiben kann“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Die Bahn fordere faktisch „eine Art Unterwerfungserklärung“ von der GDL.
Deutsche Bahn wirft Lokführergewerkschaft „reine Schikane“ vor
Der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner griff Weselsky an. „Er schadet nicht nur der Bahn, er schadet der Gewerkschaftsbewegung, weil er eine andere Gewerkschaftslandschaft haben will“, sagte Kirchner im Hessischen Rundfunk.Unterschiedliche Tarifverträge für gleiche Berufsgruppen bei der Bahn lehnte Kirchner ab: „Wir haben bei der Bahn bessere Tarifabschlüsse herausgeholt als die GDL. Es ist also völlig falsch, dass diese Organisation effektiver für die Interessen der Beschäftigten kämpft.“
Die Deutsche Bahn hält den angekündigten erneuten Lokführerstreik für „reine Schikane“. „Dieser Streikaufruf macht nur noch sprachlos“, sagte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber am Dienstag über den mehr als viertägigen Ausstand, zu dem die Gewerkschaft GDL aufgerufen hat. Das Unternehmen plant wie bei den vorherigen Streiks einen Ersatzfahrplan. So soll etwa ein Drittel des sonst üblichen Zugverkehrs angeboten werden können.
Weber zeigte sich empört über die Arbeitsniederlegung: „Während sich die Menschen in Deutschland darauf freuen, am 9. November den 25. Jahrestag des Mauerfalls zu feiern, will die GDL mit dem längsten Streik in der Geschichte der Deutschen Bahn das öffentliche Leben in unserem Land lahmlegen.“ Der Manager rief die Gewerkschaft auf, ihren Streikaufruf sofort zurückzunehmen „und sich umgehend mit uns an den Verhandlungstisch zu setzen“.
So fahren die NRW-Linien – der Überblick
Folgende RE- und RB-Linien der DB Regio AG, Region NRW fallen aufgrund des Streiks aus: