Nur zehn Prozent der 3000 Gewerbegebiete in Nordrhein-Westfalen haben einen Breitbandanschluss. 500 Millionen Euro Investitionen sind nötig, um das Problem zu beheben.
Düsseldorf.
Nur zehn Prozent der etwa 3000 Gewerbegebiete in Nordrhein-Westfalen sind mit schnellen Internet-Leitungen ausgestattet. Auf diese Versorgungslücke hat NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) am Montag bei der Vorstellung einer Studie der Düsseldorfer Micus Strategieberatung zum Breitband-Ausbau in NRW hingewiesen. Rund 500 Millionen Euro müssten investiert werden, um Gewerbegebiete mit Hochleistungsnetzen von mindestens 50 Megabit pro Sekunde auszustatten, erklärte Duin.
Die Landesregierung hat eine flächendeckende Breitband-Garantie in NRW (mindestens 50 Megabit pro Sekunde beim Herunterladen) bis 2018 versprochen. Laut Micus-Studie müssten rund 3,2 Milliarden Euro investiert werden, um nahezu alle Haushalte in NRW mit schnellem Internet zu versorgen. Vor allem die Kabelfirmen sollen den Ausbau finanzieren. „Es ist in erster Linie Aufgabe der Unternehmen, in den Ausbau des Netzes zu investieren“, stellte Duin klar. Dort, wo es wegen dünner Siedlungsstrukturen eine Wirtschaftlichkeitslücke gebe, werde man mit Fördermitteln von Bund und Land einspringen. Gutachter Martin Fornefeld von der Micus Strategieberatung brachte aber auch Netzanschlussgebühren wie bei Strom und Wasser ins Gespräch oder kommunale Umlagemodelle.
Wie soll die Vollversorgung hergestellt werden?
Die Versorgung Nordrhein-Westfalens mit schnellem Internet ist laut Studie zurzeit höchst unterschiedlich: Während Spitzenreiter Köln fast vollständig mit hohen Übertragungsraten verkabelt ist, gibt es in ländlichen Regionen wie Kleve, Höxter oder Coesfeld gerade einmal 30 Prozent Abdeckung. Ruhrgebietsstädte wie Essen (75 Prozent Versorgung/ 48 Millionen Euro Investitionsbedarf), Bochum (90 %/ 17 Mio), Bottrop (83 %/ 10 Mio), Dortmund (75 %, 55 Mio), Duisburg (67 %/ 53 Mio), Mülheim (90 %/8 Mio), Oberhausen (73 %/ 20 Mio) oder Gelsenkirchen (86 %/ 13 Mio) stehen vergleichsweise gut da.
Strittig ist bislang, auf welchem technischen Wege die Vollversorgung mit schnellem Internet in NRW erreicht werden soll. Gutachter Fornefeld warb für möglichst einheitliche Glasfaserkabel-Netze, die von den Kommunen ausgeschrieben werden sollten. Zugleich warnte er davor, lediglich bestehende Kupferleitungen der Telekom aufzurüsten.
Für künftige Datenströme durch Internetfernsehen oder digitale Industrielösungen sei das zu wenig. Zudem erschwere die Kupferkabel-Infrastruktur die Wirtschaftlichkeitsberechnung für neue Glasfaserlösungen. Netzbetreiber seien auf eine ausreichende Zahl an Anschlüssen angewiesen. „Eine Parallelität ist auf Dauer nicht durchzuhalten“, sagte Fornefeld. Eine Glasfaser-Vollversorgung in NRW werde noch zehn Jahre in Anspruch nehmen. Duin versicherte dagegen, das politische Breitband-Ausbauziel 2018 werde man „mit einem Mix aus technischen Lösungen“ erreichen.