Das Interesse an Anbietern für Ökostrom steigt nach dem Atom-Unfall in Japan sprunghaft an. Doch es gibt Fallstricke. Nicht in jedem Strommix auch überwiegend Öko drin.
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Die Politik streitet über den Atomausstieg, beim Verbraucher scheint er in vollem Gange. Seit den Schreckensmeldungen aus Japan stieg das Interesse an Ökostrom-Anbietern sprunghaft. „Das begann am vergangenen Sonntag, als wir 600 Neuanmeldungen über das Internet hatten“, sagt Tim Loppe von der Düsseldorfer Naturstrom AG. Danach sei der Ansturm stetig gewachsen. Bis Donnerstag meldeten sich 5600 Kunden an. Doch wie grün ist der Ökostrom? Lohnt sich der Wechsel?
Was ist Ökostrom?
Grundsätzlich bezeichnet der Begriff elektrische Energie, die auf umweltfreundliche Weise erzeugt wird. Dazu zählen die Photovoltaik, Wind- und Wasserenergie, Strom aus Biomasse sowie Biogas. Hinzu kommen Blockheizkraftwerke, Geothermie sowie Gas- und Dampfkraftwerke, allerdings gehen bei diesen Erzeugungsarten die Meinungen auseinander – weil etwa Geothermie aus alten Bergwerksschächten gewonnen werden kann.
Allerdings sollte man sich nicht der Illusion hingeben, dass der Strom aus der Steckdose nach dem Wechsel zu einem Ökostrom-Anbieter nicht mehr aus Atomkraft kommt. „Das ist technisch gar nicht möglich“, sagt Peter Blenkers, Energieexperte der Verbraucherzentrale NRW. Dennoch hilft man, den Anteil erneuerbarer Energie insgesamt zu erhöhen. Denn der verkaufte Strom, den Ökoanbieter ins Netz speisen, hat Vorrang vor konventionellem.
Alles nur Etikettenschwindel?
Umweltverbände üben scharfe Kritik an Grünstrom-Zertifikaten, die auch unter der Abkürzung RECS vermarktet werden. Grund: Stromanbieter können sich für konventionellen Strom bei Erzeugern von Erneuerbaren Energien, etwa Wasserkraftwerken in Norwegen, Zertifikate kaufen, um Kohle- oder Atomstrom als Ökostrom zu deklarieren. „Ökostromangebote auf der Basis des Erwerbs von RECS-Zertifikaten haben auf absehbare Zeit in aller Regel keinen ökologischen Zusatznutzen“, so Uwe Leprich, Energieexperte an der Uni Saarbrücken.
Ist Ökostrom teurer?
Das muss nicht sein. „In der Regel finden Sie immer einen Ökostrom-Anbieter, der günstiger ist als der Basistarif des Grundversorgers“, sagt Energieexperte Blenkers. Das gelte im Übrigen für ganz NRW. Die Verbraucherzentrale hat einen Energiepreis-Atlas ins Internet gestellt, der das veranschaulicht.
Empfohlene Anbieter
Noch immer gibt es keine klaren gesetzlichen Regeln, welche Kriterien Anbieter erfüllen müssen, damit sie ihren Strom als Öko deklarieren können. „Die Anbieter sind nicht verpflichtet, die Herkunft ihres Stroms zweifelsfrei nachzuweisen. Deshalb können wir nur vier Anbieter uneingeschränkt empfehlen“, sagt Jürgen Stellpflug von der Zeitschrift „Öko-Test“.
Das Magazin nahm zahlreiche Anbieter unter die Lupe. Öko-Test empfiehlt nur Lichtblick, die Elektrizitätswerke Schönau (EWS), Greenpeace Energy und Naturstrom ohne Einschränkungen. Weil bei diesen Versorgern die Unabhängigkeit von Atomkonzernen gewährleistet sei und sie darüber hinaus keinen Strom aus nicht-regenerativen Energiequellen anböten.
Die Ökostrom-Siegel
Es gibt vier wichtige Siegel am deutschen Markt (siehe Grafik), mit denen sich Anbieter schmücken können, wenn sie Ökostrom anbieten. Auch hier lauern Fallstricke. Nicht immer ist etwa gewährleistet, dass der Strom zu einhundert Prozent aus regenerativen Quellen stammt. Auch ist nicht immer klar, ob die Anlagen zur Stromerzeugung neuesten Ansprüchen genügen.
Der Wechsel ist einfach
Das Internet gewinnt immer mehr Bedeutung beim Wechsel des Stromversorgers. Online können Kunden ihrem Anbieter alles Nötige mitteilen. Hat dieser eine Vollmacht, erledigt er alle Formalitäten – auch die Kündigung beim alten Anbieter.
Wichtig: Der Strom werde in keinem Fall abgestellt. Trotzdem halte die Angst, plötzlich ohne Energie dazustehen, viele vom Wechsel ab, sagt Öko-Test-Chefredakteur Stellpflug: „Ich kann mir das einfach nicht erklären.“