Das Geschäft mit den Vierbeinern ist in Deutschland ein milliardenschwerer Markt. Für die meisten Hundezüchter ist der Neben-Job jedoch mehr Hobby als Geschäft. Ihr Antrieb ist die Liebe zum Tier – und nicht etwa die Profitgier. Denn reich werden mit der Zucht nur wenige.
Essen.
Kurt Süselbeck züchtet Dackel. Seit fast 40 Jahren. Aus Liebe zum Tier: „Der Dackel ist ein kleiner Hund mit einem sehr großen Herzen“, sagt der 62-Jährige. „Ich hab’ einfach meine Freude an diesen kleinen Kerlen.“ Geld verdiene er mit der Zucht nicht.
Etwas anderes ließen auch die Regeln des „Deutschen Teckel Klub 1888 e.V. (DTK)“ mit Sitz in Duisburg gar nicht zu. Kurt Süselbeck ist fest verankert in der Dackel-Szene, er ist der 1. Vorsitzende der DTK-Ortsgruppe Dinslaken.
Das Geschäft mit dem Hund ist in Deutschland ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Fünf Milliarden Euro geben die Deutschen jährlich für ihren Partner mit der kalten Schnauze aus, ergab eine Studie der Uni Göttingen. Städte kassieren Steuern, Tierhandlungen verkaufen Futter und Spielzeug. Versicherungen bieten die passende Haftpflicht, Trainer lassen sich das Erziehungscoaching bezahlen, Tierärzte die Behandlungskosten. Jährlich investieren Herrchen und Frauchen im Schnitt bis zu 1000 Euro in ihre Vierbeiner.
Von Affenpinscher bis Zwergspitz
Allein der Umsatz der Hundezüchter liegt pro Jahr bei etwa 360 bis 390 Millionen Euro. Nach Schätzungen des Verbands für das Deutsche Hundewesen (VDH) gibt es in der Bundesrepublik bis zu 15 000 registrierte Züchter. Im Angebot haben sie 343 Rassen – von A wie Affenpinscher bis Z wie Zwergspitz. 2010 wurden laut VDH 85 252 Hundewelpen geboren. Ganz vorn ist der Deutsche Schäferhund (14 501 Tiere), auf Platz zwei der Dackel (6435).
Die Geburtenzahlen sind bei vielen Hunderassen rückläufig – ein Tribut an den Wettbewerb. „Wir beobachten, dass Händler vermehrt Hunde aus dem Ausland importieren“, sagt VDH-Sprecher Udo Kopernik. Billig-Hunde gerne auch mal aus Polen oder Rumänien. Der VDH warnt vorm Kauf bei unseriösen Züchtern.
Zoohändler Zajac
Auch der Kauf im Zoohandel ist umstritten. Für Schlagzeilen sorgt seit Januar der Duisburger Zoohändler Norbert Zajac, als er ein Tabu brach und Hundewelpen ins Sortiment aufnahm.
Der Preis für einen Hund folgt den Regeln der Marktwirtschaft: Je größer das Angebot, desto niedriger der Preis. Sind Rassen gerade besonders angesagt, steigt der Preis. Wie beim Mops. Dann werden schon mal 1200 Euro fällig. In der Spitzen-Zucht gelten noch andere Regeln. VDH-Mann Kopernik berichtet von Edel-Schäferhunden, die bei Asiaten hoch im Kurs stehen: „Für Top-Hunde zahlen die Chinesen sechsstellige Beträge.“
Bodenständiger geht es beim Dackel zu. Einsteiger zahlen bei Kurt Süselbeck für einen Welpen zwischen 500 und 600 Euro. Ein kleiner Kaninchen-Teckel ist günstiger als ein Normalschlag-Teckel.
Und wie kommt der Preis zustande? „Der Einstieg in die Hundezucht ist kostenintensiv“, sagt Süselbeck. Ob die Jahresgebühr des Verbands (60 Euro), der Zwingername (einmalig 75 Euro), die Teilnahme an Zuchtschauen (ca. 20 Euro), Augenuntersuchungen für Zuchthunde (60 bis 70 Euro, alle zwei Jahre) oder Gen-Tests (30 Euro). „Das summiert sich“, so Süselbeck. Auf dem Weg zum Deck-Akt fallen unter Umständen Reisekosten an und der Besitzer des Rüden bekommt eine Deck-Taxe (oft: 150 bis 350 Euro).
Geimpft, entwurmt, gechipt
Sind die Welpen auf der Welt, müssen sie tierärztlich untersucht, geimpft, entwurmt und gechipt werden. Es kostet, wenn der Teckelklub den Wurf in die offiziellen Bücher einträgt (17,50 Euro) und auch der Eintrag in die Ahnentafel (22,50 Euro) ist nicht umsonst.
„Von einem Verdienst kann man da nicht mehr sprechen“, sagt Süselbeck. „Die Hundezucht muss einem einfach Spaß machen.“