Vapiano-Börsengang soll Gründer Gerlach Millionen bringen
Aktien der in Hamburg gegründeten Pasta-Kette sollen bis zu 27 Euro kosten. Wie erfolgreich Vapiano an der Börse sein wird, ist offen.
Hamburg/Frankfurt.
Zubereitung von Pizza und Pasta direkt vor der Nase der Kunden, Bezahlung per Chipkarte, keine Kellner: Mit diesem Konzept für das erste Vapiano-Restaurant mischte Gregor Gerlach im Jahr 2002 die Hamburger Gastroszene auf. 15 Jahre später nutzt der Gründer der Italo-Kette nun den Börsengang des Unternehmens, um Kasse zu machen. Funktioniert der Schritt aufs Parkett wie geplant, dann wird Gerlach dadurch um einige Millionen Euro reicher.
Insgesamt will Vapiano durch den Börsengang 200 Millionen Euro einsammeln, wie der Betreiber von 185 Restaurants am Mittwoch mitteilte. Der größte Teil davon geht an Firmengründer Gerlach und die Wella-Erben Hans-Joachim und Gisa Sander. Rund 85 Millionen Euro sollen Vapiano bleiben, um die Eröffnung neuer Filialen und deren Übernahme von bisherigen Partnern zu finanzieren. Die Erstnotiz ist für den 27. Juni geplant, einen Tag vorher endet die Zeichnungsfrist.
Die Kette soll auf 330 Filialen wachsen
„Der Zugang zum Kapitalmarkt ist der richtige Schritt und wird unsere Wachstums- und Innovationspläne unterstützen“, sagte Vapiano-Chef Jochen Halfmann. Die Kette soll bis Ende 2020 auf 330 Filialen wachsen, vor allem in Deutschland und Frankreich. „In Deutschland sehen wir Potenzial für insgesamt rund 120 Vapiano-Restaurants, und eine ähnliche Größenordnung kann ich mir mittelfristig in Frankreich vorstellen“, sagte Halfmann der „FAZ“. Bisher gibt es bundesweit 74 Vapianos.
Die eigenen Restaurants – ohne Franchise-Nehmer – setzten im vergangenen Jahr 292 Millionen Euro um. Das um Eröffnungskosten bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) lag bei knapp 33 Millionen Euro. Beide Zahlen beziehen Zukäufe im Jahr 2016 mit ein, die zum Zeitpunkt der Rechnungslegung noch nicht voll konsolidiert waren.
Gründer Gerlach ist mit 30 Prozent beteiligt
Vapiano legte die Preisspanne auf 21 bis 27 Euro fest. Damit wird das 2002 gegründete Unternehmen mit bis zu 634 Millionen Euro bewertet. Nach dem Börsengang sollen mehr als 30 Prozent im Streubesitz sein. Der mit 30 Prozent beteiligte Gerlach und die Sanders (25 Prozent) werfen über ihre Gesellschaften VAP Leipzig und Exchange Bio bis zu 4,3 Millionen Aktien auf den Markt.
Die Vermögensverwaltung der ehemaligen Tchibo-Eigentümer Günter und Daniela Herz (44 Prozent) verkauft dagegen überraschenderweise nichts. Der Hamburger Milliardär war 2011 bei Vapiano eingestiegen und hatte damals ausgesprochen ambitionierte Wachstumsziele für die Italo-Kette ausgegeben. Doch das erhöhte Expansionstempo tat der noch immer als Start-up organisierten Kette nicht gut. Vapiano machte mit Klagen von Mitarbeitern über nicht gewährte Mittagspausen und einem hohen Kostendruck auf sich aufmerksam. Ein Verbrauchermagazin wies dem Unternehmen per DNA-Beweis nach, den Kunden statt versprochener Scampi nur billige Garnelen untergeschoben zu haben.
Beispiel für weitere Börsengänge
Im Herbst 2015 zog sich Gründer Gerlach aus dem operativen Geschäft zurück. Der Aufsichtsrat holte stattdessen den ehemaligen Douglas-Manager Halfmann an Bord, der sich mühte, das Image des Unternehmens wieder herzustellen und neue Management-Strukturen einzuführen. Seitdem ist Vapiano weitgehend aus den Negativschlagzeilen verschwunden.
Wie erfolgreich Vapiano beim Schritt aufs Parkett sein wird, bleibt abzuwarten. Das Geschäft mit Börsengängen ist in Deutschland in diesem Jahr schleppend angelaufen. Bisher hat nur der Elektromotoren-Hersteller Aumann die Erstnotiz geschafft. Für die Käufer hat es sich gelohnt. Die für 42 Euro ausgegebene Aktie hat seit März um mehr als 50 Prozent zugelegt.
Stimmung am Aktienmarkt nutzen
Kurz nach Vapiano dürfte Insidern zufolge der Lieferdienst Delivery Hero (Lieferheld, Foodora, Pizza.de) an die Börse gehen. Der Lieferdienst will 450 Millionen Euro einnehmen. Mit dem Verkauf von Aktien aus dem Besitz des größten Anteilseigners Rocket Internet könnte die Neuemission ein Milliardenvolumen erreichen. Ist sie erfolgreich, wollen sich nach dem Sommer weitere Start-up-Unternehmen wie der Lebensmittel-Lieferdienst HelloFresh auf den Weg an die Börse machen.
Der Lkw-Teilehersteller Jost-Werke erwägt Insidern zufolge, die Stimmung am Aktienmarkt zu nutzen, um noch vor der Sommerpause einen neuen Anlauf an die Börse zu nehmen. Auch der spanisch-deutsche Recycling-Spezialist Befesa, der dem Finanzinvestor Triton gehört, könnte noch im Sommer an den Aktienmarkt gehen. Danach warten Investoren gespannt, ob und wann Siemens mit dem Börsengang der Medizintechnik-Tochter Healthineers den Sprung wagt.