Verdi wirft dem Bochumer Wohnungsriesen Vonovia Tarifflucht und Behinderung gewerkschaftlicher Arbeit vor. Das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück.
Bochum.
Mitten in der Übernahmeschlacht mit dem Wettbewerber Deutsche Wohnen startet die Gewerkschaft Verdi eine Kampagne gegen den Bochumer Wohnungsriesen Vonovia. Verdi wirft dem Unternehmen vor, gewerkschaftliche Aktivitäten zu unterdrücken und fordert die Rückkehr in der Flächentarifvertrag für alle rund 6000 Mitarbeiter.
Verdi NRW spricht von einem „beschäftigten- und gewerkschaftsfeindlichen Kurs“, den Vonovia eingeschlagen habe. „Derzeitiger Höhepunkt“ sei ein tätlicher Angriff auf eine hauptamtliche Gewerkschaftssekretärin bei einer Betriebsversammlung in Kleinmachnow gewesen. Der Personalreferent habe die Rede der Verdi-Frau „mit herabwürdigenden Äußerungen kommentiert“, bevor er die Gewerkschafterin „grob am Arm“ gegriffen habe. Die Frau stellte laut Verdi Anzeige wegen einfacher Körperverletzung.
Vonovia„Das Unternehmen Vonovia zeigt damit sein wahres Gesicht. Das ist der traurige Höhepunkt einer Reihe von Angriffen auf aktive Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, die wir nicht hinnehmen werden“, erklärt dagegen Verdi-Bundesvorstandsmitglied Ute Kittel.
Wirbel um körperlichen Angriff
Der Konzern und der Betriebsrat der Deutsche Annington Immobilienservice Nord/Ost, der zu Vonovia gehört, weisen die Verdi-Darstellung zurück. Man verwahre sich „in aller Form“ dagegen, schreibt der Betriebsrat.
Verdi prangert zudem an, dass Deutschlands größter Immobilienkonzern nur 20 Prozent der 6000 Mitarbeiter nach dem Flächentarifvertrag für die Wohnungswirtschaft bezahlt. Die Gewerkschaft fordert, dass die Tarifbindung künftig für alle Beschäftigten gilt. Im Verlauf einer gestarteten Kampagne ist es laut Verdi bereits gelungen, 30 Prozent der Beschäftigten in die Gewerkschaft aufzunehmen. Darauf reagiere Vonovia jedoch mit Druck: In Einzelgesprächen würden Mitarbeitern Nachteile für ihre berufliche Entwicklung angekündigt, heißt es bei Verdi.
Vonovia weist die Vorwürfe zurück. Ein großer Teil der Belegschaft seien inzwischen Handwerker, die branchenübliche Gehälter bezögen, sagte eine Sprecherin.