Interview mit Krupp-Stiftungschefin Ursula Gather: Die Nachfolgerin von Berthold Beitz äußert sich ausführlich zur Lage des Konzerns Thyssen-Krupp.
Essen.
Es ist das erste Interview, in dem sich die Nachfolgerin von Berthold Beitz ausführlich zur Lage von Thyssen-Krupp äußert: Ursula Gather, die Vorsitzende des Kuratoriums der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, will auch in schwierigen Zeiten die Einheit des Unternehmens wahren. Wie sie ihre Rolle sieht, erklärt Ursula Gather im Gespräch mit Andreas Tyrock und Ulf Meinke.
Es fällt auf, dass Sie sich selten in Ihrer Funktion als Krupp-Stiftungschefin äußern. Warum sind Sie so zurückhaltend?
Gather: Ich finde uns, die Stiftung, nicht unangemessen zurückhaltend. Immer wieder habe ich mich öffentlich zu Angelegenheiten der Stiftung geäußert. Dass ich mich zur Rolle der Stiftung als große Anteilseignerin von Thyssen-Krupp nicht alle paar Wochen zu Wort melde, finde ich richtig.
Seit Oktober 2013 stehen Sie nun an der Spitze des Kuratoriums der Krupp-Stiftung. Wie hat sich die Stiftung seitdem verändert?
Gather: Zunächst kam es mir sehr darauf an, gute Traditionen zu wahren. Die Menschen erwarten zu Recht Kontinuität. Und es galt nach dem Tod des Jahrhundertmanns Berthold Beitz, wie Gauck ihn nannte, auch sein Andenken zu erhalten. Dass sich aber mit einer neuen Person an der Spitze auch Stile ändern, liegt auf der Hand.
Denken Sie oft: Wie hätte Beitz entschieden?
Gather: Ja sicher, ab und an tue ich das. Berthold Beitz hat sich ja auch gelegentlich gefragt: Was hätte Alfried Krupp dazu gesagt? Vielleicht, um am Ende abgewogen Dinge auch einmal anders zu machen. Gleiches gilt wahrscheinlich für jede Generation, die nachfolgt.
Haben Sie ein Beispiel dafür, was Sie anders machen als Beitz?
Gather: Meine Arbeitsweise unterscheidet sich gewiss von seiner, zum Beispiel die Interaktion im Kuratorium und mit dem Vorstand betreffend und wohl auch was die Nutzung digitaler Medien angeht (schmunzelnd). Ich bin nicht in einer Stimmung des Umkrempelns angetreten. Dafür gab es auch keine Notwendigkeit. Die Stiftung hat eine wunderbare Tradition.
Die Stiftung ist das Vermächtnis von Alfried Krupp, dem letzten persönlichen Inhaber der Firma Krupp. Ist sein Vermächtnis gesichert?
Gather: Davon bin ich überzeugt. Es war ein Wille des Stifters, die Einheit des Unternehmen möglichst zu wahren. Wenn Sie in die Vergangenheit schauen, gab es immer Aufs und Abs, auch was die Beteiligungsquote der Stiftung an der Firma angeht. Zum Zeitpunkt der Gründung der Stiftung gehörte ihr 100 Prozent des Unternehmens.
Nach der Fusion von Krupp und Thyssen lag die Beteiligung nur noch bei rund 17 Prozent. Derzeit liegt sie wieder bei 23 Prozent. Wir fühlen uns im Sinne von Alfried Krupp als Anteilseigner dem Unternehmenswohl verpflichtet. So schreiben wir seine Interessen fort. Das ist sein Auftrag an uns.
Was können Sie persönlich dazu beitragen, dass es der Firma gut geht?
Gather: Wir sind verlässlich, wenn wir von der Strategie des Vorstands und des Aufsichtsrats und seiner beiden Vorsitzenden überzeugt sind. Wir drängen nicht auf Entscheidungen. Wir kommentieren nicht täglich die Unternehmenspolitik . Aber wir stehen in einem Dialog mit dem Vorstand, wie ihn jeder große Anteilseigner erwarten darf.
Sind Sie zufrieden mit der Arbeit von Vorstandschef Hiesinger?
Gather: Ja, die Strategie eines integrierten und diversifizierten Industriekonzerns zu diesem Zeitpunkt und unter den jetzigen Rahmenbedingungen überzeugt mich. Spartenerfolge machen es möglich, dass sich Thyssen-Krupp in diesem Verbund bewegt. Ich bin zuversichtlich für die Zukunft. Es gibt wieder schwarze Zahlen.
In der Vergangenheit wurde gelegentlich über einen Verkauf des Aufzuggeschäfts spekuliert. Was halten Sie davon?
Gather: Dass sich der Vorstand des Unternehmens dagegen ausspricht, ist aus meiner Sicht nachvollziehbar und die Argumente sind stichhaltig.
Können Sie sich Thyssen-Krupp auch ohne eine Stahlsparte vorstellen?
Gather: Theoretisch ist vieles vorstellbar. Die europäische Stahlindustrie ist derzeit bekanntlich in einer sehr schwierigen Situation. Dass es seit längerer Zeit Gespräche zwischen den Stahlproduzenten in Europa gibt, um zu Lösungen zu kommen, liegt auf der Hand. Auch hier vertraut die Stiftung dem Handeln der Verantwortlichen.
Thyssen-Krupp ist als Stahlhersteller groß geworden. Wäre es ein Bruch mit der Tradition, wenn sich das Unternehmen irgendwann aus diesem Bereich verabschiedet?
Gather: Noch einmal: Das Wichtigste ist das langfristige Unternehmens- und Arbeitnehmerwohl, dem sich der Stifter Alfried Krupp stets verpflichtet gefühlt hat. Sorgen kann ich verstehen, bin mir aber sicher, dass die Gremien des Unternehmens zu einer gemeinsamen und klugen Lösung finden.
Sollte Thyssen-Krupp bei einem Stahl-Gemeinschaftsunternehmen die Mehrheit haben?
Gather: Es gibt hier viele Möglichkeiten, von Kooperationen, Fusionen, bis hin zu Zusammenschlüssen ohne Cash-Fluss. Diejenigen, die auf Seiten von Thyssen-Krupp verhandeln, werden die Optionen richtig in den Blick nehmen. Wie die Lösung am Ende aussieht, wird sich zeigen.
Die Krupp-Stiftung profitiert von der Dividende des Konzerns, andererseits hilft es der Firma, wenn Geld im Unternehmen bleibt. In diesem Jahr hat die Stiftung rund 15 Millionen Euro erhalten. Hätten Sie auch mit einer Nullrunde leben können, wie es vereinzelt von Investoren gefordert wurde?
Gather: Wir hatten zwei Jahre lang eine Nullrunde, und wir konnten damit leben. Auch hier gilt: Das Unternehmenswohl steht an erster Stelle. Die Dividenden, die gezahlt wurden, sind nach reiflicher Überlegung und auf Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat von der Hauptversammlung mit großer Mehrheit verabschiedet worden.
Aber in den vergangenen Jahren saß nicht immer schon der Finanzinvestor Cevian, mittlerweile der zweitgrößte Aktionär nach der Krupp-Stiftung, mit seinem Vertreter Jens Tischendorf am Tisch.
Gather: Stimmt, Cevian ist mit Herrn Tischendorf seit Ende Januar 2015 im Aufsichtsrat vertreten. Der gesamte Aufsichtsrat hat den Dividendenvorschlag befürwortet.
Gleichwohl hat Cevian die Dividendenzahlung öffentlich kritisiert.
Gather: Das mag so gewesen sein. Es war aus meiner Sicht eine dem Unternehmenserfolg angemessenen Dividende.
„Es gibt keinen Anlass zur Sorge“
Schadet die Dividenden-Ausschüttung dem Unternehmen?
Gather: Im Gegenteil: Es ging darum, die Interessen auch vieler anderer Aktionäre zu befriedigen. Eine Dividende ist auch ein Anreiz, im Unternehmen zu bleiben und den Wert des Unternehmens an der Börse zu halten.
Wie ist es um die Finanzkraft der Stiftung bestellt?
Gather: Die Stiftung ist schuldenfrei und kann ihr Fördergeschäft kontinuierlich betreiben. Im Jahr 2015 haben wir rund 13 Millionen Euro für gemeinnützige Vorhaben aufgewendet. Es gibt keinen Anlass zur Sorge.
Ihre Sperrminorität als Übernahmeschutz für den Konzern hat die Krupp-Stiftung im Zuge der jüngsten Kapitalerhöhung verloren. Wäre die Stiftung in der Lage, Aktien zuzukaufen, um wieder eine Sperrminorität und einen Anteil über 25 Prozent zu erreichen?
Gather: Wir haben das in früheren Zeiten schon getan und könnten dies auch in Zukunft durch Kredite realisieren. Die Frage, die sich hier stellt, ist, warum wir diesen Schritt gehen sollten. Die frühere Entscheidung, bei der Kapitalerhöhung nicht mitzuziehen, haben wir nicht bereut. Das war in der Situation angemessen und hat in der Folge keine Nachteile mit sich gebracht
Der Finanzinvestor Cevian hält immerhin schon rund 15 Prozent an Thyssen-Krupp. Sehen Sie die Möglichkeit, dass Cevian die Krupp-Stiftung irgendwann überflügelt?
Gather: Ich bin da sehr gelassen.
Dass Sie als Stiftung direkt Mitglieder in den Aufsichtsrat von Thyssen-Krupp entsenden dürfen, stößt immer wieder auf Kritik. Können Sie sich eine Veränderung dieser Entsendepraxis vorstellen?
Gather: Das Entsenderecht ist im Aktienrecht verankert und in die Satzung des Unternehmens durch Beschluss der Hauptversammlung aufgenommen worden . Deshalb wird es auch praktiziert. Sie können sich vorstellen, dass ich jetzt nicht sagen werde, ich finde es unangemessen.
Warum gehen Sie eigentlich nicht selbst in den Aufsichtsrat?
Gather: Die Frage stellt sich derzeit nicht. Wir haben Herrn Nentwig, der Mitglied im Vorstand der Stiftung ist, und Herrn Steinebach entsendet. Beide leisten hervorragende Arbeit.
Sie sind Rektorin der Technischen Universität Dortmund. Wie ist Ihre Tätigkeit in der Krupp-Stiftung damit vereinbar?
Gather: Das Amt der Rektorin ist mein Hauptamt. Dort, an der TU Dortmund, finden Sie mich. Für die Stiftung bin ich Kuratoriumsvorsitzende. Da gibt es keinen Konflikt. Beides sind gesellschaftspolitische Aufgaben, die sich gut miteinander vereinbaren lassen.
Anders als Beitz, der Kuratorium und Vorstand der Stiftung geführt hat, stehen Sie ausschließlich an der Spitze des Kuratoriums. Warum?
Gather: Auch schon zu Zeiten von Berthold Beitz war es –verglichen mit anderen Stiftungen – keine übliche Art der Gremienbesetzung. Aber das hatte historische Gründe. Mit dem Tod von Herrn Beitz trat eine neue Satzung in Kraft, die durch Trennung der Ämter ein Stück Normalität brachte und nach der ich im übrigen im Juni 2015 für sieben Jahre als Vorsitzende wiedergewählt wurde.
„Die Stiftung kann Initiative ergreifen“
Was verdienen Sie eigentlich als Stiftungschefin?
Gather: Die Mitglieder des Kuratoriums erhalten eine Vergütung. Sie liegt keinesfalls in der Größenordnung eines Gehalts.
Die Stiftung gilt als verschwiegen. Transparenz ist ein gesellschaftlicher Trend. Sollte sich auch die Stiftung mehr öffnen und beispielsweise eine jährliche Bilanz vorlegen?
Gather: Wir legen jedes Jahr detailliert Rechenschaft gegenüber den Aufsichtsbehörden ab. Gegenüber der Öffentlichkeit berichten wir ausführlich über unsere Fördertätigkeit und geben auf unserer Homepage Auskunft über unsere Ausgaben im Bereich unseres gemeinnützigen Handelns. Insgesamt hat die Stiftung seit Anbeginn ihrer Tätigkeit gut 643 Millionen Euro für Förderprojekte aufgewendet.Wir beschäftigen nicht einmal 15 Mitarbeiter.. Das erscheint mir schlank.
Manche andere Stiftung steckt ihr Geld nicht nur in ein Unternehmen, sondern streut das Risiko. Wäre das auch eine Option für die Krupp-Stiftung?
Gather: Wir sind eine Stiftung, die aus den bekannten Gründen seit Beginn mit dem Unternehmen verbunden ist. Schauen Sie einmal auf Stiftungen, die derzeit abhängig von Zinseinnahmen sind. In der Abwägung kann man keineswegs sagen, dass das eine Modell stets vorteilhafter ist als das andere.
Was gibt den Ausschlag, wenn es darum geht, wofür sich die Stiftung engagiert?
Gather: Der Satzung gemäß fördern wir Projekte in den Bereichen Wissenschaft, Bildung, Gesundheitswesen, Sport, und bildende Kunst. Die Stiftung kann Initiative ergreifen, um aktuell auf Herausforderungen der Zeit zu antworten. Dafür hat sie die Freiheit und Flexibilität.
So können wir Entscheidungen auch mal spontan treffen und rasch umsetzen. Derzeit engagieren wir uns zum Beispiel in einigen Projekten, die Flüchtlinge unterstützen. Wir haben etwa einen Bus finanziert, der dem Kinderschutzbund ermöglicht, Flüchtlingskinder aus den Unterkünften in Schulen zu bringen. Die aktuelle Diskussion um Herkunft und Restitution von Kunstwerken in Sammlungen und Museen haben wir zum Anlass genommen, zwei Stiftungsprofessuren zur Provenienzforschung an der Universität Bonn zu finanzieren.
Wie steht es um das Krupp-Krankenhaus in Essen, das der Stiftung gehört?
Gather: Das Krankenhaus mit den Standorten in Rüttenscheid und Steele ist hervorragend aufgestellt. Es schreibt schwarze Zahlen. Der Stiftung ist sehr daran gelegen, dass das Haus als ein Stiftungskrankenhaus wahrgenommen wird, das sich der Kruppschen Tradition ebenso verpflichtet sieht wie einem unternehmerischen Geist und dem medizinischen Fortschritt. Wenn Sie so möchten, hat die Stiftung im Krankenhaus ihre meisten Kunden. Das Krankenhaus ist einer der ganz wichtigen Orte in Essen, an dem die Kruppschen drei Ringe lebendig gehalten werden.
Wie gefällt Ihnen das neue Logo von Thyssen-Krupp?
Gather: Mir gefällt es richtig gut. Ich finde es frisch in seiner Anmutung, auch der Farbe. Es zeigt sich modern. Die drei Ringe sind sichtbarer als im alten Logo. Das ist prima.
Der Krupp-Stiftung gehört eine eigene Yacht, die Germania VI. Ist das mehr als ein schönes Spielzeug?
Gather: Das ist kein Spielzeug. Das ist ein Segelschiff, auf dem junge Menschen die Seemannschaft lernen. Alfried Krupp war leidenschaftlicher Sportsegler und er hat die 1963 gefertigte Yacht noch selbst in Auftrag gegeben. Wir haben eben über Vermächtnisse gesprochen. Auch der Segelsport gehört zu den Vermächtnissen, die wir in Zukunft weiter pflegen werden.
Die Stiftung fördert auch das Essener Folkwang-Museum und sorgt für freien Eintritt. Um in die Villa Hügel und den Park zu gelangen, müssen die Menschen aber etwas bezahlen. Wie passt das zusammen?
Gather: Die Entscheidung, den freien Eintritt im Folkwang-Museum zu finanzieren, soll den wunderbaren Sammlungen des Hauses mehr Publikum verschaffen. Sie ist ein voller Erfolg. Die Besucherzahlen haben sich seither vervierfacht. Es gehen Menschen ins Museum, die es vorher nicht getan haben. Die Villa Hügel und ihr Park erfreuen sich seit längerem wachsender Beliebtheit mit jährlich über 100.000 Besuchern. Dies ist mit Aufwand verbunden. Insofern ist der derzeitige Eintritt in Höhe von fünf Euro pro Person für Haus, Park und die Dauerausstellungen moderat und auch gerechtfertigt
„Die Menschen hier können Strukturwandel“
Wie blicken Sie auf die Entwicklung des Ruhrgebiets?
Gather: Ein wenig stolz bin ich auf die Auszeichnung „Bürgerin des Ruhrgebiets“. Ich sehe das Ruhrgebiet auch als Rektorin einer der drei großen Universitäten der Region. Die Menschen hier können Strukturwandel, sie können immer wiederkehrenden Aufbruch. Sie haben keine Angst vor Veränderungen. Darauf können wir setzen.Wir sehen jetzt den digitalen Wandel, der auch die Industrie massiv verändert. Ich bin sehr optimistisch, dass wir diesen Wandel weiterhin schaffen. Wir dürfen aber auch mutiger und entschiedener auf Wissenschaft, Hightech und Innovationen setzen und dies aussprechen. Wir müssen die Qualitäten des Ruhrgebiets noch mehr herausstellen. Nur ein Beispiel: In Dortmund befindet sich Deutschlands größter Technologiepark. Das wissen viele nicht, sollten sie aber.
Ist Kirchturmdenken im Ruhrgebiet ein Problem?
Gather: Es wächst vieles zusammen, was zusammengehört. Die drei großen Universitäten haben schon vor fast zehn Jahren die Universitätsallianz Ruhr gegründet und füllen sie mit Leben. Auch auf dem Gebiet der Kultur ist viel passiert. Nehmen Sie die Kulturhauptstadt 2010 und die Ruhrtriennale.
Es gibt den Regionalverband Ruhr und eine gemeinsame Wirtschaftsförderung. Das zeigt, dass man übergeordnet denkt und handelt. In einer solchen Region mit großen Städten wie Dortmund und Essen, die jeweils ca. 600.000 Einwohner haben, darf es auch ruhig ein lokalpatriotisches Herz geben. Was wir nicht brauchen, ist einen unsteuerbaren Koloss.
Lassen Sie uns über Ihr Büro sprechen. In dem Raum hat bis zu seinem Tod Berthold Beitz gearbeitet. Warum haben Sie das Büro übernommen?
Gather: Herr Beitz selbst hat noch zu Lebzeiten gesagt, er wolle, dass sein Büro nicht verkordelt wird. Es solle weiter darin gearbeitet werden. Diesem Wunsch bin ich gefolgt. Gleichzeitig ist die Anmutung seines Büros erhalten geblieben. Die historische Landkarte etwa, die seine Heimat Vorpommern zeigt, ist weiterhin präsent, Fotos aus seiner Wirkungszeit für Krupp hängen an der Wand. Und gleichzeitig ist der Raum jetzt moderner. Der schwere Eichenschreibtisch und der große Ledersessel sind einem ovalen Tisch, an dem man zusammen arbeiten kann, gewichen. Es gibt jetzt eine Büste von Berthold Beitz, die an der Stelle steht, an der zuvor die Büste Alfried Krupps ihren Platz hatte. Insofern schaut Berthold Beitz uns ein bisschen bei der Arbeit über die Schulter.
Der privaten Villa von Beitz in Essen droht der Verkauf und damit eventuell auch der Abriss. War es richtig, dies zuzulassen?
Gather: Das private Wohnhaus hat Berthold Beitz ja nie gehört. Es ist Eigentum des Unternehmens und der Eigentümer hat letztendlich zu entscheiden. Herr Beitz hat dem Wohnhaus selbst keine museale Bedeutung beigemessen. Auch die Erben nicht. Es gibt gleichwohl viele Orte, die auch in Zukunft an ihn erinnern, zum Beispiel in der Daueraustellung des Kleinen Hauses der Villa Hügel.
Sie fahren nun auch das Auto mit dem legendären Kennzeichen von Beitz: E-RZ 1. Das erinnert an den wichtigen Rohstoff für Stahl. Wie wichtig sind Ihnen Symbole?
Gather: Manche Symbole sind mehr, manche weniger wichtig. Die Stiftung hat sich bewusst für die Beibehaltung ihrer einstelligen Erz-Kennzeichen entschieden. Sie werden verstehen, dass wir sie ungern anderen überlassen wollten.